Wahrheit und Lüge – Perspektiven einer Biographie
IoPT-Kurs: Sich selbst und andere – PsychoTrauma verstehen Teil 11
Wahrheit und Lüge – Perspektiven einer Biographie
Wahrheit und Lüge können wir nur unterscheiden und benennen, wenn wir die Verantwortung für unsere eigenen Fragen übernehmen.
Dieser Artikel möchte dazu ein praktischen Beispiel geben.
Kennen Sie das Gefühl, wenn jemand von seiner Wahrheit spricht und sich dies in Ihnen völlig falsch anfühlt?
Wo kommt dieser schale Geschmack her, den die Erzählungen, Berichte und Geschichten anderer Menschen oft hinterlassen? Hat Sie solch ein Eindruck schon bei Personen überrascht, die Sie kaum oder gar nicht kennen oder gut zu kennen glaubten?
Wie erinnern Sie solch eine Situation jetzt? Welches Gefühl löst das in Ihnen aus?
Kennen Sie das Gefühl, wenn jemand von seiner Wahrheit spricht und Sie fühlen sich plötzlich mittendrin in einer eigenen Geschichte?
Wenn wir Teil einer Geschichte sind, die Spuren in uns hinterlassen hat, bringen uns andere Menschen mit ihrer Erzählung manchmal in Kontakt mit Wahrheiten in unserer eigenen Biographie, die wir vergessen haben, vielleicht nie wieder erinnern wollten. Solche Wahrheiten berühren manchmal etwas in uns, das unbestimmtes Unbehagen auslöst. Wir werden vielleicht nervös, gereizt, panisch. Wollen sofort den Raum verlassen oder, das die Person sofort aufhört, davon zu erzählen. Vielleicht wird uns sogar schwindelig und wir bemerken, wie wir die Kontrolle über unseren Körper verlieren.
Der Mensch um den es dann plötzlich geht, sind Sie. Etwas in Ihnen erinnert sich an etwas von Ihrer Wahrheit, Ihren Teil einer Erfahrung in einer Biographie, die Ihnen fremd und völlig unbekannt erscheinen mag. Ihre Perspektive einer längst vergessenen Situation wird berührt und wach.
Ihr Blick auf „damals“ sucht sich einen Weg an die Oberfläche. Jede Zelle in Ihrem Körper erinnert sich als würde „ES“ gerade jetzt passieren. Freude und Spaß waren dabei nicht auf Ihrer Seite – stimmt’s?
Sie dachten Sie wären ein Wunschkind und plötzlich fühlt sich alles in Ihnen völlig anders an?
Ihre Eltern haben Ihnen doch immer wieder von Ihrer freudigen Erwartung erzählt. Sie sehen sogar vor sich wie die Augen Ihres Vaters dabei in freudiger Erregung glänzen, fast leuchten. Und jetzt dieses unfaßbare Gefühl. Dieses Bild, das plötzlich in Ihnen aufgestiegen ist und die Wahrheit Ihrer Kindheit, die in Ihnen wieder Raum gewinnt.
Ihr Vater hat nie gelogen! Ihre Mutter hat immer die Wahrheit gesagt! Für sie waren Sie ein Wunschkind. Wie kann das sein?
Die Perspektive der Eltern erschließt sich häufig erst den erwachsenen Kindern, die als „Wunschkind“ niemals glücklich geworden sind und alle Antworten dazu ohne Ausnahme wissen wollen.
Ich habe bisher noch kein Kind kennengelernt, daß sich einen pädophilen Vater gewünscht hätte und eine Mutter, die froh ist, nur noch selten vom Partner „belästigt“ zu werden. Die Perspektive des Kindes berührt die eigene Biographie, die eigene Wahrheit, eigenen Gefühle und all das Unbegreifliche, woran wir uns selten freiwillig erinnern.
Die eigene Biographie als wichtigen Teil unserer Persönlichkeit zu verstehen macht uns authentisch, wenn wir bereit sind, die Wahrheiten darin ehrlich anzunehmen.
Wenn wir uns den Wahrheiten in unserer persönlichen Geschichte öffnen, entsteht manchmal das Gefühl, uns selbst zu verlieren, uns selbst nicht mehr zu kennen.
Dies ist eine unbequeme und zugleich gesunde Wahrnehmung.
Wenn wir bereit sind, unsere Vorstellungen von einem Wunschkind zu verlassen, können wir einen Blick auf die Not des Kindes werfen, das gelernt hat, die Perspektive und Wünsche der Eltern zu überleben. Viele „Wunschkinder“ leben als Erwachsene in dem, was von ihnen übrig geblieben ist, nachdem sich ihre Eltern alle Wünsche mit ihnen als Kind erfüllt haben.
Mit so einer Geschichte uns solchen Wahrheiten, ist die Selbstbegegnung mit der Anliegenmethode nach Prof. Dr. Franz Ruppert die beste Empfehlung, die ich geben kann.
– Bernd Casel –
Wahrheit und Lüge können wir nur unterscheiden und benennen, wenn wir unser Wissen und eigene Perspektiven erweitern.
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